Unsere Verbrechen an unseren Landsleuten Sinti und Roma

Sinti und Roma Gedenktag

Die planmäßige, systematisch ausgeklügelte Ermordung eines Teils der deutschen Bevölkerung, die als Sinti und Roma von der Gesellschaft als arbeitsscheues Gesindel und unwertes Leben ausgegrenzt und verfolgt wurden im Nazideutschland - diese Ungeheuerlichkeit muss jeder Deutsche für sich aufarbeiten und sich fragen:
Würde ich mich selbst an so etwas Schrecklichem, Brutalem, Menschenunwürdigem oder ähnlichem etwa auch beteiligen, wenn das von mir erwartet würde, von wem auch immer, oder gar aus eigenem Antrieb heraus? Habe ich diese dazu erforderliche, innere menschliche Verkommenenheit vielleicht auch in mir, abrufbar auch für andere?

Nach SS-Himmlers Runderlass 1942 zur Zigeunerfrage wurden alle Angehörigen der Sinti und Roma nach und nach in Sammellager verbracht und von dort in die Vernichtungslager geschickt. Jahre zuvor, ab 1933, hatten Ärzte die Sinti und Roma-Bevölkerung zunächst in ganz Deutschland systematisch erfasst und körperlich detailiert vermessen. So haben sie unmittelbar zur Ermordung dieser Menschen beigetragen.

Die Mitarbeiter der Behörden, in den deutschen Amtsstuben, vor allem auch die bei der Polizei, wurden angehalten, die Sinti und Roma in Sammellager zu bringen. Diese Mitarbeiter der Behörden haben willfährig mitgespielt und nahezu perfekt funktioniert. Nicht wenige von diesen Mittätern werden auch noch stolz darauf gewesen sein.
Ab 1942 wurden die Sinti und Roma nach Auschwitz und Birkenau transportiert und dort systematisch ermordet. Einer der Überlebenden war Hugo Möllenreiner. Seine Geschichte erfüllte mich mit Scham darüber, wozu wir Deutsche doch "fähig" waren und allen aktuellen Anzeichen nach immer noch sind. Der heutige Zeitgeist ist geprägt von derartigen Symptomen.

Die als "Zigeuner" bezeichneten Sinti und Roma wurden ab 1941 für wehrunwürdig erklärt. Bis dahin durften sie sich an den Kriegsfronten fürs elende Vaterland mit seinen selbsternannten "Herrenmenschen" verheizen lassen. Was dieser Bevölkerungsgruppe in Deutschland von ihren, der so genannten "Herrenrasse" (heute nennen sie sich zum Teil -Möchtegern- "Elite") angehörenden Landsleuten angetan worden ist, kann nicht wieder gutgemacht werden.

Aber es sollten trotzdem oder gerade deswegen jedes Jahr zum demütigen Gedenken an die Opfer unserer schandvollen Verbrechen zumindest von den Mitgliedern aller Parteien, Organisationen, Vereine und der bestimmten Berufsgruppen, die in diese Verbrechen unmittelbar als Akteure eingebunden und beteiligt waren (Polizei, Richter, Staatsanwälte, Ärzte, Krankenschwestern, Eisenbahner etc.) Gedenkveranstaltungen zur Pflicht gemacht werden. Und in Schulen müssen solche Veranstaltungen stattfinden!

Das sind wir den ermordeten, gedemütigten, gequälten Menschen und deren Hinterbliebenen bis in alle Ewigkeit schuldig, verdammt noch mal!

Für mich stellt sich heute die Frage: Gibt es noch Leute unter uns, die solch absurdes Verhalten heute auch wieder drauf hätten und sich an ähnlichen Vorgängen - Verbrechen - beteiligen würden?

Klaus - 28.01.07

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