Gesellschaft für Menschenrechte und Deutschland

Sehr geehrte Damen und Herren, verstehen Sie meine Botschaft bitte nicht als Hilferuf, sondern lediglich als einen Versuch, auf unsere bundesdeutsche "Lebenswirklichkeit" aufmerksam zu machen. Von Ihnen erhalte ich regelmäßig Situationsbeschreibungen über Menschenrechtsverletzungen im Ausland und einen Überweisungsschein für eine Spende.

Doch wie gesagt, ich möchte auf unsere "Lebenswirklichkeit" hinweisen: Die zeigt, dass auch in der guten alten Bundesrepublik inzwischen massiv und zunehmend Menschenrechte verletzt werden. Ganz vorne steht für mich der Umgang unserer Gesellschaft mit den Langzeitarbeitslosen, die durch Hartz4 entrechtet, entmündigt und immer mehr verteufelt und ausgegrenzt werden.

Diesen schäbigen Umgang mit Menschen in dieser Demokratie und in diesem Rechtsstaat anzuprangern ist höchste Zeit. Nur habe ich von Seiten der GfM bisher noch keinerlei Stellungnahme zum Ist-Zustand wahrgenommen.

Stellen Sie sich endlich an die Seite der Opfer einer völlig verfehlten Wirtschafts- und Sozialpolitik und der nachweislichen und all zu deutlich sichtbaren Unfähigkeit von Politikern und Wirtschaftsweisen.

Lassen Sie es nicht länger zu, dass Menschen, die auf Grund fehlender Erwerbsarbeitsplätze immer mehr vom Rest der Gesellschaft kriminalisiert, beschimpft, verunglimpft, verleumdet und ihre bürgerlichen Rechte immer weiter eingeschränkt werden, um sie noch weiter in die Armut und Hoffnungslosigkeit zu treiben. Gleichzeitig müssen diese Menschen als Buhmann der Nation herhalten. Sie werden für den Verfall des vor Hartz 4 noch recht gut funktionierenden Sozialstaates und der ausufernden Kosten hierfür verantwortlich gemacht.

Es wird für die GFM höchste Zeit, nicht nur das Unrecht am weiten Horizont wahrzunehmen, sondern auch jenes, was sich zu eigenen Füßen abspielt und immer weiter ausbreitet.

Wenn diese Entwicklung sich ungebremst fortsetzen kann, sind wir von Verhältnissen wie zum einen in dieser DDR, zum andern, was noch schlimmer wäre, wie in unserer Nazi-Geschichte nicht weit entfernt. Ich höre die "Leistungsträger" dieser Wohlfahrtsgesellschaft bereits schon nach Arbeits - und Umerziehungslagern schreien.

Wenn ein menschenwürdiges Leben in dieser Gesellschaft nicht mehr für alle möglich ist, dann ist der Zustand dieser Gesellschaft genau das, was skrupellose DDR-Ideologen damals über die Bundesrepublik überall herumposaunt hatten: Sie sei am verfaulen.

In der Industriegesellschaft war Platz für alle, in der euphorisch wie künstlich eingeläuteten Wissens- und Bildungsgesellschaft ist das nicht der Fall. Es kann nicht sein, dass eine Gesellschaft ausschließlich den Interessen einer Minderheit dient, die sich elitär, gebildet und allein anspruchsberechtigt empfindet, aber die Lebensansprüche der Mehrheit der Bevölkerung in Frage stellt und ganz abschaffen will.

Klaus - 11.09.06 | Arbeitsloseninfo